Diese Stadt war für ein halbes Jahr lang mein Zuhause. In dieser Zeit habe ich die Stadt, die auf den ersten Blick sehr erdrückend wirkt und in der man sich schnell verloren vorkommt, schätzen und lieben gelernt. Das Leben in Bangkok wirkt kompliziert und chaotisch ist aber eigentlich sehr einfach gestrickt. Man braucht nicht viel um hier zu überleben. Das einzige was man braucht ist Zeit. Denn die Wege in Bangkok sind lang und der Verkehr macht jede Fahrt zu einem einzigen Horror. Von dem Haus meiner Gastfamilie aus, in den Suburbs von Bangkok, in Saimai, habe ich teilweise bis zu vier Stunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis ins Zentrum gebraucht. Ich hätte am liebsten jedes Mal in die Rückenlehne meines Vordermannes gebissen. Aber man lernt mit jedem weiteren Tag besser damit umzugehen und der Begriff „Zeit“ verändert sich zunehmend. Irgendwann ist die Zeit nicht mehr so wichtig, man schaut nicht mehr ständig auf die Uhr, so wie es oftmals in der westlichen Welt der Fall ist. Denn in unserem Verständnis ist „Zeit = Geld“. In Bangkok bzw. in Thailand ist das anders. Busse fahren los wenn sie voll sind, Gegessen wird dann wenn man Hunger hat und sogar Arbeitszeiten scheinen variabel zu sein und manchmal wird dem Arbeiten auch ein kleines Nickerchen vorgezogen. Feste Zeiten gibt es nicht. Und genau das macht das Leben so einfach.

Hat man Hunger so bedient man sich an einem der tausend „Streetfood-Ständen“, isst leckere Suppen, Reis- und Nudelgerichte oder ein leckeres Barbecue. Auch Obstverkäufer findet man an jeder Ecke und Ananas oder Mango schmecken hier einfach nur himmlisch. Ist gerade mal kein Verkäufer in der Nähe so hilft einem einer von ebenfalls tausenden 7eleven-Läden weiter, die alle jeweils 24 Stunden geöffnet haben. Möchte man irgendwo hinfahren, so reicht es meistens aus seinen Arm zu heben und schon hält eines der tausenden pinken, gelben, grünen oder blauen Taxis, eines der bunten und leuchtenden Tuk-Tuks oder ein Motorrollerfahrer mit seiner orangenen Weste an, und bringt einen dahin wo immer man auch hin möchte. In der Regel dürfte es sich dabei um einen sehr lebhaften Ort handeln, an dem Menschen mit einem ständigen Lächeln und zu schriller Thaipop Musik ihre Waren auf der Strasse anbieten, an dem scheinbar jeder Mensch gleichzeitig etwas zu sagen hat, es ist ein durcheinander von meist sehr hohen Stimmen, an dem Menschen beisammen sitzen die Whiskey mit Soda trinken und die Stunden des Tages an sich vorbeiziehen lassen.

Bangkok ist eine lebhafte, vielleicht auch hin und wieder mal chaotische Stadt, aber niemals eine hektische Stadt, was das Leben hier letztendlich sehr angenehm macht. Ich werde auf jeden Fall an diesen Ort der Welt zurückkehren.               

 
Bangkok vom Baiyoke Tower aus, dem höchsten Gebäude der Stadt, mit Blick auf Sukhumvit
 
Ständiger Verkehr (Stau) in Bangkok, mit Bussen, Minivans, Taxis, Tuk-Tuks und Autos.


 
Motorrollerfahrer beim Schachspielen während sie auf neue Kunden warten.

 
Reges Treiben auf Bangkoks Strassen.
 

Essen in einem der tausenden „Streetfood-Restaurants“.
 

Blick vom Wat Arun auf den Grand Palace and Wat Phrakaew, Thailands bedeutendstem Schloss und Tempel.